Alte Petze!

Jawohl, liebe Blog-Gemeinde, es ist wahr: Ich bin eine Petze! Ich gebe zu, daß ich mich im Nachhinein etwas Scheiße fühle, aber es ging nicht anders. Und das kam so:
Kurz nachdem ich einen Fahrgast aufgenommen hatte durchfuhr ich eine Straße, die man auf gut Deutsch gesagt eigentlich nur mit dem Schuh-Anzieher passieren kann. Will sagen, daß man schon mit dem Vito aufpassen muß, wo man hinfährt. Überholen oder begegnen ist unmöglich und falls einer mit einem 30Tonner dorthin gerät, wird´s richtig eng. Derjenige muß dann richtig Profi sein, um dort ohne Schaden herauszukommen. Tja nun – es geriet einer mit dem 30Tonner dorthin und wie die eines Profis sah seine Fahrweise nicht aus. Für mich war es nur dumm, daß er ausgerechnet vor mir fuhr und ich deshalb gezwungen war, mir das Desaster anzusehen. Bei einem halbherzigen Versuch des Linksabbiegens geschah es dann: Die linke hintere Ecke des Aufliegers streifte einen PKW und demolierte die Spiegelhalterung, wie ich beim Vorbeifahren feststellen konnte. Eigentlich wollte ich ihn gleich anhalten und darauf hinweisen, aber er bog kurz darauf in eine Richtung ab, die nicht der meines Fahrgastes entsprach… und so wurde ich zur Petze. Ich rief die Polizei an an meldete die Sache, denn schließlich soll der geschädigte PKW-Besitzer nicht auf seinem Schaden sitzenbleiben, zumal ich selbst schon einmal in dieser Lage war.
Im Laufe des Tages erfuhr ich dann, daß der Schaden festgestellt wurde sowie auch der von mir benannte Verursacher. Jener soll übrigens nach diesem ersten noch einen zweiten PKW touchiert haben. Und dann bekam ich noch ein paar Informationen, die mich mental in den Keller trieben! Der Fahrer des Trucks war ein früherer Geselle aus der Lebensmittelbranche, der wegen Arbeitslosigkeit von der ARGE einen LKW-Führerschein gesponsert bekam. Dieser heutige Montag, der 4.4.2011 war sein erster Arbeitstag im neuen Job! Ausgerüstet mit einem Navi für PKW und der vorstehend beschriebenen Berufserfahrung war der Ausgang eigentlich vorherzusehen. Ich habe das Gefühl, hier muß wieder mal eine arme Sau für die Auswüchse unserer Wirtschaft den Kopf hinhalten, denn einerseits müßte ein Neuling erstmal mitfahren und zweitens gehört in einen LKW auch ein Navi für einen solchen, wenn denn schon mal eins vorhanden ist.

Junge, ich habe dich verpetzt, aber ich bin mit dir.

PS: Die strafbare „Unerlaubte Entfernung vom Unfallort“ kann ich übrigens so nicht unterschreiben, denn die Berührung konnte er definitiv nicht sehen und in dieser Zartheit bestimmt auch nicht spüren!

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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1 Antwort zu Alte Petze!

  1. Christian sagt:

    Mein Mitleid mit dem LKW-Fahrer hält sich in Grenzen. Ich kann mich noch erinnern, als ich meinen ersten 7,5-Tonner fuhr: Ich hab mir halb in die Hosen geschissen vor Angst – obwohl ein Kollege mit mir fernab jeglicher Kollisionsmöglichkeiten übte. In der Folge fuhr ich aber EXTREM vorsichtig. Notfalls aussteigen, nachsehen wieviel Platz man noch zum Fahren hat, und ERST DANN weiterfahren. Fahrerflucht ist ein absolutes Volkshobby. Wie oft habe ich schon die Flucht selbst, oder deren hässliche Resultate beobachten dürfen. Vor ein paar Jahren hat vor meiner Wohnung nachts beim Ausparken jemand dermaßen Mist gebaut, daß man den Crash bis in meine Wohnung hören konnte. Als ich zum Fenster rausschaue, bremst der Fahrer, der schon wegfahren wollte, legt den Rückwärtsgang ein und rast ungebremst und mit Anlauf in einen neuen BMW-Sportwagen, der direkt unter meinem Fenster parkte hinein und geht dann mit seiner Kiste stiften. Ich habe damals auch die Cops angerufen. Stellte sich heraus: „Der“ Fahrer war in Wirklichkeit eine Frau gewesen, auch noch eine Nachbarin von mir. War alkoholisiert UND auf Drogen unterwegs gewesen. Sie hatte sicher auch private Probleme. Das gibt ihr aber immernochnicht das Recht, sich im Leben Unbeteiligter „auszutoben“ und deren Eigentum krass zu ruinieren!

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