Nicht schlappmachen, Gunther!

Außer einem etwas besseren Umsatz als gestern ist heute nichts weiter passiert – bis auf eins: Noch vor der ersten Fahrt heute morgen las ich in der Zeitung von einer Herzattacke bei Gunther Emmerlich!
Gunther Emmerlich
Das tat mir sehr weh, denn ich mag ihn als einen Menschen, der voll im Leben und vor allem in der Öffentlichkeit steht und stand und trotzdem immer der nette Brummbär von nebenan geblieben ist.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Geschichte erzählen, die ich mit ihm erlebte und die seine ganze Lockerheit auch in kleinen Dingen des Alltags zeigt:
Ich arbeitete Ende der 80er Jahre als Vize-Hausinspektor (heutige Tätigkeitsbezeichnung) in einem Gaststättenverbund namens „Großgaststätte Semperoper Dresden“. In meiner Funktion war ich auch Stammfahrer des gaststätteneigenen Lieferwagens. Als ich eines Tages mit diesem zu einer Besorgungsfahrt ausrückte, kam ich nicht sehr weit, denn just in der Durchfahrt zwischen Semperoper und dessen Funktionsgebäude stand mir ein LADA 2104 im Wege – der von Gunther Emmerlich. Er selbst schaute recht ratlos in den geöffneten Motorraum hinein. Nachdem ich mir die Symptome des plötzlichen Motorausfalls berichten ließ, fand ich auch schnell die Ursache: Zahnriemen gerissen! Er war nun nicht direkt verzweifelt, aber deutlich genervt. „So ein Mist, ich habe einen Schneidertermin! Ich muß meine Hemden anprobieren.“ Dazu muß man kurz anmerken, daß Gunther Emmerlich einen Körper hat, der nun wirklich keine Bekleidung von der Stange verträgt. Schnell bot ich ihm deshalb an, ihn dort hinzufahren. Der Umweg war nicht allzugroß und auch mein Chef würde mir ob seiner Opernbegeisterung für diese Extratour nicht den Kopf abreißen.
Auf unserem Weg zum Schneider kamen wir vor dem Hauptbahnhof vorbei. (Für Interessierte: Das war noch zu der Zeit, als dort Menschenschlangen auf Taxis warteten und nicht umgekehrt!) Damals sah es dort noch etwas anders aus, denn die Wiener Straße führte nicht durch den Tunnel, sondern direkt vor der Nordseite des Bahnhofs vorbei. Direkt vor dem Bahnhof befand sich ein geschützter Fußgängerüberweg, vor dem ich anhalten mußte.
An dieser Stelle muß ich einfügen, daß Werbung an Firmenfahrzeugen zwar verpönt, wenn nicht verboten war, Firmenname und -adresse aber durchaus an den Vordertüren erkennbar waren. An meinem Gefährt stand deshalb „VEB HO-Gaststätten Dresden“. HO steht hier für „Handels-Organisation“.
Nun zurück zur Geschichte: Als wir am Fußgängerüberweg hielten, schauten 2 der vorbeieilenden Frauen recht irritiert auf den neben mir sitzenden Gunther Emmerlich, denn er war auch damals schon nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Fernsehen präsent. Aber wer glaubt schon, daß solche Leute im Lieferwagen durch die Gegend fahren. Daraufhin sagte ich zu ihm: „Die sagen heute abend bestimmt zu ihren Männern – ´Weißt du, heute habe ich einen gesehen, der sah aus wie der Gunther Emmerlich!´.“ Daraufhin vervollständigte er meinen Satz mit den Worten: „…der ist Beifahrer bei der HO!“

Also dann, Gunther, du mußt dich nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen – aber sieh auf jeden Fall zu, daß du uns erhalten bleibst.!

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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