Weil ich ab und an ein paar Episoden aus meiner Vorzeit erzählen möchte, fühle ich mich heute gezwungen, eine Lanze für die deutsche Sprache und deren verantwortungsvollen Gebrauch zu brechen. In erster Linie möchte ich einen heutzutage sehr häufig anzutreffenden Begriff beleuchten: „Ehemalige DDR“! Als Verständnishilfe soll dafür ein fiktives Interview dienen.
Nehmen wir einfach mal an, es käme ein Reporter irgendeiner Zeitung oder WasWeißIchWoher und befragt mich über mein Leben als Taxifahrer. Zwecks Verbesserung der Übersichtlichkeit werde ich die Fragen fett und die Antworten kursiv formatieren.
Seit wann fahren sie Taxi?
Seit 1987.
Also sind sie schon in der ehemaligen DDR gefahren!
Nein.
Sie waren also nicht in Dresden?
Doch!
Das verstehe ich jetzt nicht. Dresden gehörte doch zu dieser Zeit zur ehemaligen DDR, also müssen sie doch in dieser auch Taxi gefahren sein?!
Die Wahrheit ist sehr einfach und konkret! Es gab niemals eine „Ehemalige DDR“ und es gibt auch heute keine. Ich kann in ihr also niemals gefahren sein.
Natürlich gab es die ehemalige DDR, das müßten sie doch selbst am besten wissen!
Noch einmal NEIN! Der Staat, in dem ich lebte, nannte sich „DDR“ und existierte von 1949 bis 1990. Das heißt, wenn sie von der Vergangenheit sprechen, müssen sie auch als erzählerische Zeitform die Vergangenheit wählen und in der Vergangenheit von 1949 bis 1990 ist die DDR nicht ehemalig, sondern existent. Sie können also bestenfalls sagen: „Es gab die DDR“, aber niemals: „Es gibt die ehemalige DDR“. Wenn sie allerdings von dem Stück Erde sprechen, auf welchem geografisch gesehen die DDR existierte, dann müssen sie vom ehemaligen Gebiet der DDR sprechen. Das ist ein Riesenunterschied. Wenn wir zugewanderten Menschen gutes Deutsch beibringen wollen, dann ist es doch wohl Voraussetzung, daß wir es selbst beherrschen, und zwar in Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck!
Ich glaube allerdings kaum, daß meine Worte irgendeinen Journalisten berühren werden. Die sind heutzutage so kritikresistent wie früher „Die Partei“.
Alsdann, liebe Blogleser: Wenn ich schreibe, daß ich niemals in der ehemaligen DDR gelebt habe, dann verzagt nicht! Erinnert euch einfach daran, was ihr im Deutschunterricht über Zeitformen gelernt habt.
In diesem Sinne: Schluß mit der „Ehemaligen Vergangenheit“!
PS: Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Vergangenheit, als er die ehemalige D-Mark in der Tasche hatte?!
Endlich mal einer, der mir aus der Seele spricht. :-)))
Weiter so!
Eine Journalistin/Publizistin
@Andrea
Das freut mich ebenfalls sehr, daß jemand mit mir fühlt.
Super Seite, sehr informativ.. aber eine frage hab ich: wer war 1979 unter dem taxiruf 813333 zu erreichen ? vieleicht haben auch sie die Bilder in der aktuellen Mopo gesehen, da steht links am Interhotel das Schild mit dieser Nummer. hoffe das Sie mir da helfen können?? Mfg A.Hauck
Soweit ich weiß, war das die Nummer des VEB Taxi(Zentrale), aber schwören möchte ich darauf nicht.