Tschüß, Flasche!

Vor einigen Tagen bekam ich einen Auftrag, dem anfangs nicht anzusehen war, worauf alles hinauslaufen würde. Er wurde mit Name, Adresse und Fahrziel Krankenhaus ´Weißer Hirsch´ übergeben. Zur Bestellzeit kamen dann Vater und Sohn aus dem Hause, wobei nur der Sohn der Fahrgast war. Alles war in Ordnung… bis der junge Mann – bereits im Wagen sitzend – eröffnete, er werde erst einmal einen guten Schluck aus der Bierflasche nehmen. Während ich nur sachte insistierte, schnappte sein Vater fast über! Ich verstand: „Ach so, du fährst zum Entzug und willst dich zünftig verabschieden?“ „Genau!“ Aber nicht bei mir im Taxi! Wenn du es durchaus nicht sein lassen kannst, dann setz dich draußen hin, trink deine Flasche aus und dann fahren wir ganz entspannt los.“
Die Wirkung meiner Worte ging allerdings nach hinten los: Er faselte etwas von ´seinem Recht´und ´schon immer so gewesen´ und derlei mehr Schwachsinn. Er führte die Flasche zum Mund, um den Kronenkorken mit den Zähnen zu entfernen: Typische Alkoholiker-Öffnungsmethode, weil man die Hände kaum noch in der Gewalt hat, um den Öffner zu benutzen. Auch dieser Kandidat hatte seine Hände nicht mehr unter Kontrolle, denn ich drehte ihm die Flasche aus der Hand wie einem Baby. …und genauso greinte er denn auch! „Scheiß Taxifahrer!“ „…beschweren“, “ …lizei“ usw. usw. usw…
Ich habe erst nicht begriffen, warum er wegen einer Flasche solch einen Aufriß macht, denn ob er die inner- oder außerhalb des Taxis trinkt, ist ja nun egal. Mir ging erst ein Licht auf, als er mit Händen und Füßen wild gestikulierend an seinen Rucksack stieß. Schließlich weiß ich noch aus Armee- und Baustellenzeiten, wie ein Rucksack voller Bier klingt! Hätte er die alle vorher trinken müssen, wäre er ja während der Fahrt verdurstet.
Jedenfalls habe ich ihn rausgeschmissen und die Zentrale vorgewarnt. Ich weiß nicht, ob er noch hingekommen ist. Das muß ich auch nicht, denn…

…irgendwann endet auch mal eine Beförderungspflicht!

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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3 Antworten zu Tschüß, Flasche!

  1. Reinhold sagt:

    Du hättest ihm ja mit dem Rucksack voller Bier helfen können – beim gemeinsamen Warten. Zuerst auf die Polizei und dann auf zwei Taxis. Eines da ihn ihn die Klinik, und eines, das dich nach Hause, bringt.

    • Avatar-Foto Bernd sagt:

      Also echt nicht! Wenn ich Alkohol trinke, dann will ich das genießen. Das kann ich mir nicht versaubeuteln lassen durch einen Typ, der schon komplett durch alle Winde ist und bei dem du im Voraus nicht weißt, ob er dir als nächstes die Zunge in den Mund, die Hand in die Hose oder das Messer in den Rücken schiebt.

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