Wir Taxifahrer sind im Prinzip die getriebensten im Straßenverkehr. LKW´s liefern heutzutage bis auf die halbe oder sogar Viertelstunde genau aus, da man sich so ein Lager spart. Straßenbahnen und Busse fahren nach minutengenauem Fahrplan und werden ständig elektronisch überwacht. Wir allerdings streben oftmals danach, eine einzige Sekunde schneller zu sein als die Kollegen, denn derjenige, der zuerst am Taxistand ist, fängt den Fisch und der nächste beobachtet vielleicht 2 Stunden lang die Angel. Aber: Wir kriegen das schon hin.
Bei Bahn und Bus ist das komplizierter. Wenn dem Fahrer sein „Fahrplanmodul“ oder wie auch immer das heißt ansagt, daß er hinterher ist, muß er beschleunigen. Das natürlich geht manchmal nur durch Maßnahmen, die den potentiellen Kunden nicht erfreuen. So kommt es sehr oft vor, daß die Bahn klingelt und abfährt, obwohl für den Fahrer sichtbar Leute gerannt kommen. Ich muß hier mal eine Lanze für die Fahrer brechen: Ganz knallhart muß man nämlich sagen, daß man nun wirklich nicht auf jeden warten kann. Wer weiß denn, ob hinter dem letzten nicht noch 3 kommen!
Also Leute, bitte nicht ärgern, wenn ihr stehenbleibt, sondern freuen, wenn ihr mitgenommen werdet. Das nennt man nämlich „Positives Denken“.
Und dieses Positive habe ich heute auf einen Blick gesehen: Nach Aufnahme der Fahrgäste durch die Straßenbahn rollte ich noch vor Anfahrt langsam nach vorn und sah eine junge Frau, die von vorn kommend der Bahn entgegeneilte. Weil wir ja Winter haben, trug sie einen dicken schwarzen Mantel. Nun stiegen die Temperaturen heute allerdings über die 12°, weshalb sie den Mantel offenließ. Es war deutlich zu sehen, daß sie auf einen Sprint nicht vorbereitet war: In der rechten hatte sie eine mittelgroße Tasche, während sie mit der linken Hand den Mantel zuhielt und damit auch einigen anderen Sachen den Weg versperrte, die es nach außen drängte. Es war dies ein zugegeben nicht uninteressanter Anblick. Und was soll ich euch sagen: Die Frau erreichte die Bahn!
Warum nur hat der Fahrer so lange gewartet?