Zerstreuter Professor

Obengenannter ist zwar ein Klischee, aber ich glaube an dessen Wahrhaftigkeit. Wenn man nämlich hochgradig in ein Fach integriert ist, kann es sein, daß das Hirn Dinge eliminiert, die es für banal hält.
So nahm ich heute an einer staatlichen Bildungseinrichtung einen Prof auf und brachte ihn nach Hause. – Angekommen , bezahlt: alles easy. Beim Wegfahren wählte ich einen etwas längeren Weg, der mir aber einen eleganten Umkehrschwung erlaubte. Ich erwähne das, weil der Prof nur dadurch die Gelegenheit hatte, mich vor seinem Haus wieder abzufangen. Das Problem: Kein Schlüssel! Also nichts wie durch´s  Taxi gehirscht, seine Aktentasche und Bekleidung nochmals durchsucht und endlich – Erkenntnis des Mißerfolgs! Deshalb also noch mal Fahrt zurück zur Lehreinrichtung und dortige Suche, die allerdings genauso erfolglos war. Nun blieb also vorerst nur noch die Notvariante des Partnerinnenschlüssels. Er zog sein Smartphone hervor und wollte sie anrufen, aber es gelang nicht. Ich bot ihm dann meine Hilfe beim Wählen an, weil er – vor allem auch wegen der Aufregung – sein Händezittern nicht mehr unter Kontrolle bekam. Sehr schnell konnten wir dann die Sache klären und wieder zu ihm fahren, um seine Partnerin zu erwarten. Vor seinem Haus warteten wir noch eine geraume Zeit, während welcher wir uns in Anbetracht der Situation trefflich unterhielten. Den Taxameter hatte ich da allerdings schon abgeschaltet, denn langsam machte mir das Geldverdienen auf diese Weise keinen Spaß mehr. Solange das Taxi rollt, habe ich die Verpflichtung des Berechnens, bei Stillstand kann ich ganz einfach „Pause“ reklamieren.

Ja, ich habe von ihm etwas mehr als 40 € kassiert, aber bin dann weggefahren wie ein begossener Pudel.

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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