Fast ein Jahr hat es gedauert, um meinen Plan in die Tat umzusetzen! Dabei war nicht einmal Unwille oder Unvermögen im Spiel:
Irgendwann im Herbst letzten Jahres kam ich im Gespräch mit meinem Vater auf das Thema „fliegen“ zu sprechen. Er erzählte, daß er Pilot werden wollte und sich deshalb darüber informierte. Er bekam natürlich dieselbe Antwort, die man auch heute noch bekommen würde: „Pilot kann man nicht als Beruf lernen. Man lernt deshalb erstmal einen vernünftigen Beruf und macht irgendwann den Pilotenschein.“ Deshalb fand er sich kurz darauf in Brandenburg bei der Ausbildung zum Flugzeugelektriker wieder. Nicht uninteressant in dieser Hinsicht ist nun aber sein Geburtsjahr 1927, was eine Lehrzeit gegen Ende des zweiten Weltkriegs bedeutete. So kam es, daß bei einem Bombenangriff auf die Flugzeugwerke in Brandenburg auch die Halle der Lehrwerkstatt vom Erdboden verschwand… – Aber Deutschland ist Deutschland und das Ende der einen Sache bedeutet noch lange nicht das Ende der anderen! 😉 Man „beschäftigte“ die Lehrlinge (JA: nicht AZUBIS!) eine Weile, bis eine Ersatzwerkstatt errichtet war. Ganz fehlerfrei ging seine Lehrzeit aber dann doch nicht zu Ende, denn der „Barras“ rief: Mit 17 Jahren ging´s mit dem Karabiner an die Oder! Leider war er so pflichtbewußt und unwissend, daß er sich nicht dagegen auflehnte oder flüchtete. Mit dem heutigen Wissensstand hätte er bestimmt in der Schweiz um Asyl gebeten. Die hätten ihn bei entsprechendem Gesetz auch nehmen müssen, denn schließlich drohte ihm sonst in der Heimat der Tod! Daß es ein Tod durch Erschießen wegen Desertierens gewesen wäre, tut ja dabei nichts zur Sache – Tod ist Tod! Es wäre ihm als Senner auf der Alm bestimmt auch wirtschaftlich besser gegangen als bei der Getreideernte in der Ukraine. Außerdem hätte er vielleicht ein Karriere als Pilot bei der Swissair gemacht, wer weiß das schon?!
Nun aber stand die Tatsache, daß er noch nie in seinem Leben geflogen ist, was natürlich absolut konträr zu seinem Herzenswunsch war. Plan also —–> Erstflug für einen Piloten in spe 70 Jahre später!
Ich habe nun nach einer Flugmöglichkeit gesucht, nach deren Bezahlung ich nicht Kunde von Herrn Zwegat werde, weswegen schon mal die Flüge der JU 52 aus dem Raster fielen. Für 250 € könnte man ja ein Zimmer neu einrichten. Ich landete also bei den verschiedenen Anbietern von Rundflügen mit Kleinflugzeugen. Ein Alleinmitflug war nicht das Richtige, also plante ich noch 2 weitere „BisherNichtFlieger“ ein: meine Nichte und – mich. Daß ich zum Stichtag schon einen anderen Status haben würde, konnte ich ja nicht ahnen. Man beachte diesen Artikel. Auch daß meine Nichte nicht mehr jungfräulich war – na ja, ihr wißt schon! – war mir entfallen. Das tat der Sache aber keinen Abbruch:
Am 29.8.15 hoben wir drei an Bord einer Cessna 172 mit dem Piloten Jan Meißner von der Flugschule „Born to fly“ vom ehemaligen Flugplatz eines sowjetischen Jagdbombergeschwaders in Großenhain ab. Entsprechend der beworbenen Tour „Sächsische Schweiz“ flogen wir über Meißen die Elbe aufwärts bis nach Bad Schandau und zurück. Es war ein wirklich schönes Erlebnis, welches auch durch das anfängliche… nun ja, nicht direkt Kreischen, eher Gauksen meiner Nichte aufgewertet wurde. Das unverhoffte Highlight des Fluges – hatte ich eigentlich erwähnt, daß der Herr Meißner Fluglehrer ist? – war die zwischenzeitliche Übergabe des Steuers an den Senior-Aspiranten! Das Feeling hat er durchaus gehabt, aber mit dem Pilotenschein würde es wohl niemals etwas werden. 🙁
Die Luftverkehrssprache ist nämlich englisch und mein Vater spricht das Wort „Standby“ genau so aus, wie es geschrieben steht! 😉
Auf alle Fälle aber trotzdem: Ready for take off!