Vor einigen Tagen hatte ich die unrühmliche Ehre, mich mit einer Fahrgästin in meinem Alter so richtig zu fetzen. Thema war: Die Kunst des Autofahrens. Jeder ahnt, daß eine solche Diskussion im Desaster enden muß. Aber auch ich bin nur ein Mensch und damit verletzbar. Das schützte mich allerdings nicht davor, noch eine und noch eine und dann noch eine „kleine“ versemmelt zu bekommen. Ihr Grundtenor war, daß ihre Tochter viel besser als ich und auch sonst jeder andere Berufsfahrer führe. Das Wort „Profi“ zählte bei ihr nicht und auch meine Nachfrage, ob sie sich als Ehefrau, Mutter und vor allem Hausfrau erdreisten würde, einem Sternekoch das Kochen beizubringen, stieß auf weitgehende Ignoranz. Als wir dann am Bahnhof angekommen waren und sie bezahlte, sah ich, daß sie am ganzen Körper zitterte. In diesem Augenblick bin ich fast vor Mitleid kollabiert, aber hat sie nicht noch vor Sekunden einen Erfahrungsvorteil langjähriger und vor allem -kilometriger Fahrer negiert?! Zumal in direkter Anfahrt zum Hbf ihr größter „Bolzen“ startete: Wenn man aus Richtung Pirnaischer Platz am Hbf unter den Brücken ankommt, verlaüft der Radweg stets rechts der rechten Fahrspur. Sie umschifft dann auch noch die Bushaltestellen und führt dann im Bogen rechts neben die Rechtsabbiegerspur. Als ich nun am Ende der Bushaltestelle zwei Radfahrer überholte und in die Rechtsabbiegerspur wechselte, kreischte sie plötzlich auf: „Jetzt haben sie auch noch die Radfahrer geschnitten! Die hätten stürzen und sich verletzen können!“ Oh heilige Einfalt, wie kann man nur so einen Schwachsinn von sich geben?! Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Die Frau kennt die Verkehrsführung am Hbf nicht und wenn doch, hätte sie auch keinen Plan. Sie selbst hat nämlich gar keinen Führerschein! – OK, erst mal sacken lassen…
Ich habe danach viele Minuten damit verbracht, die Ursachen dieser Diskussion zu ergründen und glaube, ich bin fündig geworden:
Ausgehend davon, daß die Dame der Regeln vollständig unkundig ist(Eigenaussage), besteht ihre Beurteilung von „Gut fahren“ aus folgenden Prämissen: die Fahrt ist sanft; ich werde nicht durchgeschüttelt, es gibt keinerlei Risiken; meine Tochter fährt am besten; jeder der sie anhupt, ist ein Idiot; Geschwindigkeit ist egal, denn wir haben Zeit; was hinter uns passiert, ist auch egal, denn wir sind vorn…
Was nun aber sind meine Intentionen? Die Überschrift sagt es: Ich fahre auf Effizienz! Das heißt schlicht und ergreifend, daß ich überlege, was bringt es, wenn ich dies oder jenes mache und was bringt Verluste. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob es mir oder einem anderen Vorteile bringt, denn Kriterium ist das Gesamtergebnis. Man muß sich fragen: „Habe ich/haben wir so gehandelt, daß die geringstmöglichen Verluste auftraten, egal ob Zeit oder Ressourcen?“
Ein schönes Beispiel hatte ich gestern – schmale Straße, einseitig beparkt von einem einzigen PKW. Ich bin davon etwa 10m entfernt und mein „Widerpart“ etwa 30m. Der Parker befindet sich auf meiner Seite. Mir ist bewußt, daß der andere etwas verlangsamen muß, wollen wir nicht zusammenstoßen, aber auf diese Weise verlöre das „Ereignis Ausweichmanöver“ nur ca. 1 Sekunde, während ich etwa 3s hätte warten müssen. Also bin ich gefahren…, Weil es effizienter ist! Und damit niemand auf die Idee kommt, daß ich das nur aus Eigeninteresse mache versichere ich hiermit, daß das für mich generell gilt: Ich in seiner Position warte!
Eines ist allerdings unbedingte Voraussetzung: Man muß die zeitlichen Zusammenhänge auch auf die Reihe kriegen!!!
Womit wir wieder beim Profi wären PUNKT & Ausrufezeichen