Heute hat mich Reinhold mit seinem aktuellen Beitrag animiert, die Mottenkiste aufzumachen. Es geht deshalb um eine Geschichte, die bereits 10 oder mehr Jahre auf dem Buckel hat.
Ich war damals als „selbstvermietender Elektriker“ unterwegs und hatte öfter in München zu tun. Wohnen konnte ich in Dachau bei meinem Schwager, der Beamter der Münchner Polizei war.
An irgendeinem nicht mehr zu ermittelnden Tag war auf der Dachauer Straße nachmittags ein Stau, der sich gewaschen hatte! Ich brauchte von der Einmündung der Gabelsberger Straße bis zum Übergang der Dachauer Straße in die Max-Born-Str. ca. 45 Minuten. Mein Entsetzen ob dieses Staus war aber an dessen Ende am größten! Hier nämlich entdeckte ich dessen Ursache: Die Dachauer Straße stößt rechtwinklig auf die Max-Born-Str. und diese Einmündung ist so gestaltet, daß etwa 95% aller Fahrzeuge auf zwei Spuren nach links abbiegen und die restlichen auf einer Spur nach rechts. Der Stau kam daher, daß direkt in der Mitte der Abzweigung – also genau vor der rechten der beiden Linksabbiegerspuren – ein infolge eines Unfalls liegengebliebener Hundefänger stand. Nahe bei diesem bewegte sich eine kleine Gruppe Polizisten, die mit der Unfallaufnahme beschäftigt waren. Was glaubt ihr nun, was die potentiellen Linksabbieger taten, denen nun die eine Spur blockiert war?! Sie fädelten sich einer nach dem anderen in die verbliebene Linksabbiegerspur ein!
Als ich den Punkt erreichte, an welchem sich die Dachauer Straße auf drei Spuren erweitert und ich die Situation erfaßt hatte, schwollen mir schlagartig die Halsschlagadern! Ich fragte mich spontan: „Wie bescheuert sind die Leute eigentlich?!“. Ich enterte sofort die rechte Spur, erreichte ungehindert die Einmündung und umkurvte das Unfallfahrzeug auf dem Weg nach links. Hinter mir bildete sich sofort eine Fahrzeugschlange, die es mir gleichtat.
Etwa 2 Stunden nach mir kam mein Schwager nach Hause und was erfahre ich von ihm: Genau an dieser Unfallstelle war er einer der aufnehmenden Beamten! Auf mein Unverständnis gegenüber dem Handeln der meisten Verkehrsteilnehmer meinte er, daß meine Handlungsweise in diesem Fall die einzig vorteilhafte und praktikable wäre, aber die Leute das nicht begriffen. Man müsse dies praktisch jedem einzelnen erklären und nach 10 bis 20 Fahrzeugen von neuem. Darauf hätten er und seine Kollegen überhaupt keinen Bock, weil sie nämlich an dieser Stelle konkret etwas anderes zu tun hätten.
Nach meiner ganz privaten Analyse ist dieses Verhalten der Leute wieder einmal eine typische Erscheinung von vorauseilendem Gehorsam. Diese herausragende Eigenschaft der Deutschen zusammen mit dem Hang zur Arschkriecherei hat schon die größten Katastrophen hervorgebracht, einschließlich der vergangenen deutschen Diktaturen!
Also dann:
Immer schön Unterwerfung üben, es könnte ja mal wieder notwendig werden!
Naja, das kommt aber schon auch ein bisschen darauf an, ob man diese konkrete Stelle kennt und weiß, wie die Spuren verlaufen. Ansonsten ist man nämlich erst mal damit beschäftigt, zu erfassen, dass von den sich öffnenden 3 Spuren 2 für die Linksabbieger sind und eine für die Rechtsabbieger. Bis man dann gemerkt hat, dass die Rechtsabbiegerspur kaum für ihren Zweck genutzt wird und dann noch erkannt hat, dass es aufgrund der blockierten Linksabbiegerspur auch möglich ist, über die Rechtsabbiegerspur nach links abzubiegen, kann es durchaus zu spät sein, diese Idee zu befolgen, weil man schon in der Schlange der zweiten Linksabbiegerspur feststeckt.
So, jetzt ist der Satz deutlich länger geworden als ich beabsichtigte. Ich hoffe, er ist trotzdem verständlich 🙂
Deine These ist in diesem Fall nur eine Hypothese, die ich sogleich zerstreuen werde: In der nachmittäglichen Rush-Hour haben Ortskundige bestimmt einen Anteil von 80% oder mehr, weil sie täglich von der Arbeit hier entlangkommen und somit jeden Pflasterstein mit Namen ansprechen könnten. Es müßten also mindestens 70% meine Variante wählen, wenn man annimmt, daß die restlichen dieser Gruppe schlicht schon schlafen. 😉
Nach mehr als einer halben Sunde Stau müßte aber jeder hellwach sein. Wer also den Sachverhalt nicht schnallt oder ihn nicht einer Lösung zuführen kann, der muß irgendwo ein Problem haben! Was ich im Beitrag nicht erwähnt habe ist nämlich die Tatsache, daß die Münchner eigentlich flüssiger und „glatter“ fahren als die Dresdner. So wie man sich in München aus der Seitenstraße kommend in den Fluß auf der Hauptstraße ´assimiliert´, das geht in Dresden nicht! Technisch schon, aber nicht ohne Hupe, Lichthupe, Vogelzeigen oder sonstige Zeichen fehlender eigener Intelligenz. In dem im Beitrag erzählten Vorfall wird diese flüssige Fahrweise aber vollkommen konterkariert, weil… :
Die Staatsmacht anwesend ist!
Oh ja. Es ist schier unglaublich, welches merkwürdige Fahrverhalten viele Lenker an den Tag legen, sobald ein Fahrzeug der *Rennleitung* in Sicht ist.