Gerade in dem Augenblick, als ich Feierabend machen will, kommt über Textnachricht die Anfrage: „Suche Fz in Niedersedlitz“. Da ja ein „Absacker“ immer gern genommen wird, habe ich gleich auf Sprechanforderung geschaltet. Bevor diese allerdings angenommen wurde, erschien im Display: „Ecke Raum Bhf Niedersedlitz“. Dies bedeutet für den Eingeweihten: In der Gegend um den Bhf Niedersedlitz steht irgendwo ein Kunde an der Straße, der mitgenommen werden möchte. Mein sofortiges Drücken ersparte dann auch die „Erbettelung“ des Auftrags.
Und nun wird´s dramatisch: Es handelte sich um den Vater eines etwa 5-jährigen Sohnes, der den ganzen Tag mit Hilfe seines Wagens verschiedene Dinge erledigte und in dem Augenblick, als er seinen Sohn aus der Kita abholen sollte, auf die Mitarbeit ebendieses Wagens verzichten mußte. Er tat im Moment das Richtige, indem er den ADAC rief, um das Fahrzeug wieder flott zu machen. Schlecht war nur, daß der ADAC manchmal viel zu tun hat, sodaß der junge Mann mit der Abholung seines Sprößlings in Terminnot geriet. Um zu retten, was zu retten ist, bestellte er ein Taxi, um mit diesem zur Kita zu fahren. Das dumme war nur, daß gerade jetzt kein freies Taxi verfügbar war und die Zeit dadurch immer kürzer wurde. Aber endlich war ich ja nun da! Er sagte mir die Adresse des Kindergartens an und ich preschte los. Irgendwann wurde er dann unruhig und meinte, das könne nicht richtig sein. Allerdings war die Beschreibung, wie er selbst sonst immer fährt, etwas hanebüchen. Da seine Adresse ein Straßenname war, der einen Vornamen darstellte, könnte es auch leicht sein, daß die richtige Straße mit diesem Vornamen beginnt und auch einen Nachnamen hat. Das konnte er aber nicht sagen. Am Ende war es tatsächlich so.
Wer keine kleinen Kinder hat, der wird nicht wissen, daß eine Kita eine normale Öffnungszeit hat(hier bis 17:00 Uhr), sowie eine definierte Notfallzeit(hier bis 18:00 Uhr) für Fälle, wenn die Kinder nicht termingerecht abgeholt werden können. Bei Erreichen des Endes der Notfallzeit werden die Kinder ´von Amts wegen´ in´s Notfall-Kinderheim gebracht.
Als ich nun nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich die richtige Adresse hatte, konnten wir den Filius dann endlich 3 Minuten vor 18 Uhr in Empfang nehmen. Dieser erwies sich dann als ein sehr spitzbübischer und aufgeweckter Junge, der wahrscheinlich die Misere gar nicht so richtig mitbekommen hat.Auf der nachfolgenden Heimfahrt wurde der junge Mann von seiner Frau/Partnerin angerufen. Da der Mann das Handy auf Lautsprecher gestellt hatte, bekam ich die fragwürdige Ehre mitzubekommen, daß die Kindesmutter den besagten Vorfall kausal als letzten ´Stolperstein´ zur Trennung erklärte.
Ich war entsetzt! Natürlich weiß ich nicht, was diese Partnerschaft bis dahin schon ausgehalten hat, aber dieser Vorfall hat die Kausalität wahrlich nicht verdient. Der Mann liebt Frau und Kind wahrscheinlich abgöttisch, war aber mit der Situation total überfordert! Man sollte an dieser Stelle auch erwähnen, daß er nicht aus Deutschland stammt. Unsere Amtsgewohnheiten sind schließlich schwer zu durchschauen.
Darum möchte ich hier meinen Appell an die Kindesmutter richten:
Was bisher vorgefallen ist, weiß ich nicht und es geht mich auch nichts an. Ich bitte dich nur, deinen Partner nicht für verantwortungslos zu halten, denn er hat sich reingehängt wie ein Tier! Er war initiativ, aber überfordert. Folge dem Rat eines fast 60jährigen: Übernimm die Regie und führe ihn zu Höchstleistungen! 😉