Fahrradkapriolen

Gerade eben dachte ich, mich tritt ein Pferd! Da war doch in der ´Sächsischen Zeitung´ von heute ein Vorschlag des ADFC zur Umgestaltung der zentralen Dresdner Nord-Süd-Verbindung zu lesen und zu sehen. Demnach will man dort je eine der beiden Richtungsfahrbahnen zu überbreiten Radwegen umfunktionieren.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 26.7.2010

Um dieses Ansinnen einschätzen zu können, muß man sich ein wenig in Dresden auskennen. Also es sieht folgendermaßen aus: Die Technische Universität, die im Beitrag angeführt wird, befindet sich im Süden Dresdens. Sehr viele Studenten wohnen aber , wie im Beitrag angeführt, in der Neustadt. Nun könnte man ja denken, die wohnen wegen der geringen Mieten dort, aber mitnichten! Gerade dort ziehen die Preise nämlich seit mehreren Jahren an. Die wohnen einfach dort, weil das das ultimative Szeneviertel ist, und zwar sogar deutschlandweit. Da nun laut ADFC die Fahrradanbindung an die Uni bis jetzt schrecklich ist, scheinen die Studenten andere Prioritäten zu setzen, denn bisher war ihnen das alternative Wohnen wichtiger als der Weg zur Uni. Wenn das jetzt anders sein sollte, könnte man ja umziehen, aber das würde ja eigenes anstatt städtisches Geld kosten.
Wenn man sich nun den Vorschlag des ADFC anschaut und mit den Erfahrungen mit Radfahrern – auch besonders studentischen – zusammenführt, kann man sich ungefähr ein Bild machen, was dabei rauskommt. Da für die meisten Radfahrer die StVO bestenfalls Richtwertcharakter besitzt, werden die entstandenen Radwege natürlich auch beidseitig in jeder Richtung genutzt. Dies hat zur Folge, daß für Radfahrer auf dieser Strecke je 2 Richtungsfahrbahnen entstehen. Daraus wiederum ergibt sich, daß (auf Durchschnitt gerechnet) 50 Radfahrer ungefähr soviel Platz haben wie 5000 Autos! Das alles geschieht nur, weil man keine Konflikte mit Fußgängern mehr möchte. Böse Zungen könnten auch behaupten, man will einfach auf Fußgänger keine Rücksicht nehmen müssen. Immer nach dem Motto: „Wir sind die Elite der Gesellschaft, also freie Fahrt für freie Radler!“
Meine Meinung zu dieser Angelegenheit äußert sehr treffend ein historischer Krieger! Das nachfolgend verlinkte Video ist eine Persiflage auf den Film „300“. Den entscheidenden Satz spricht der Filmheld bei genau 2 Minuten und 51 Sekunden.

„Der Kaltmacher“

Denkt noch mal drüber nach!

Avatar-Foto

Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Radfahrer, Regionales und Lokales, Verkehr abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Fahrradkapriolen

  1. Karsten sagt:

    Anstelle hier so über Fahrradfahrer allgemein abzulästern könnte man sich ja mal selbst aufs Rad schwingen und die Strecke versuchen abzufahren, am besten ohne für jeden Fussgänger absteigen zu müssen, immerhin möchte man ja genauso wie mit dem Auto auch vorankommen.
    Dresden ist abseits von touristischen Strecken für Radfahrer eine Zumutung, Autofahrer kriegen die Waldschlösschenbrücke hingesetzt, wieso könnte der Verkehr dann nicht mehr darüber abgeführt werden? Wie das wäre ein Umweg anstelle Carolabrücke? Jau, aber ADAC schlägt gerade Albertbrücke für Radfahrer vor, ebenso ein Umweg.

    Übrigens kenne ich keine Radfahrer die freiwillig entgegen des Verkehres fahren würden, schon garnicht auf einer Hauptstraße.

    „50 Radfahrer ungefähr soviel Platz haben wie 5000 Autos!“
    Sie scheinen Radfahrer ja richtiggehend zu verabscheuen wenn solche Rechnungen in ihrem Kopf stichhaltig scheinen.

    Bei Bedarf kann ich gerne noch paar Engstellen nennen die für Radfahrer echt gefährlich sind wenn sie sich auf ihre in der StVO zugesicherten Rechte und Pflichten verlassen.

  2. Avatar-Foto Bernd sagt:

    @Karsten
    Ich lästere wirklich nicht allgemein über Radfahrer ab, ich sehe sie nur täglich. Ich habe auch schon 2 davon live durch die Luft fliegen sehen, einen davon aus eigener Schuld und einen mit Schuld eines anderen Radfahrers. Es ist natürlich richtig, daß kein Radfahrer absichtlich auf einer Straße in der falschen Richtung fährt. Das gilt allerdings nur für die Fahrspuren, nicht für Fuß- und Radwege. Dort wird nämlich wild durcheinandergefahren. Auch habe ich nichts gegen intelligente Beschleunigung des Radverkehrs, aber die vorgestellte Lösung scheint mir mehr ein Versuchsballon für die Belastbarkeit der Vernunft zu sein. Ich meine das so ähnlich wie in der Politik, wo man beispielsweise fordert, die Renten müßten um 15% gesenkt werden. Nach dem logischerweise folgenden Aufschrei der Gesellschaft sind dann alle froh, daß es nur 8% sind, die man allerdings ohne den Versuchsballon niemals akzeptiert hätte.
    Einen wichtigen Punkt hast du am Ende angesprochen: „…auf ihre zugesicherten Rechte und Pflichten verlassen“! Gerade das ist sehr gefährlich, ich selbst tue das nicht in jeder Situation. Jeder Verkehrsteilnehmer ist fehlbar und was nützt es mir als Radfahrer, wenn ich am Unfall unschuldig bin und trotzdem ein paar Wochen im Krankenhaus verbringe.
    Nun etwas konstruktives: Die genannte Strecke wäre vielleicht machbar, aber nur mit Radwegen, die EINEN Radfahrer in EINER Richtung aufnehmen. Die Spur müßte also kaum einen Meter breit sein. Wenn einer überholen will, muß er das anzeigen und dann kurzzeitig auf die Straße ausweichen. Jeder andere Verkehrsteilnehmer überholt auch so. Das wäre eine Lösung für Schnellfahrer. Langsamere können ja weiterhin die gemeinsamen Fuß/Radwege benutzen.

  3. Karsten sagt:

    Heya Bernd,
    ja viele Radfahrer sind im Verhältnis zu ihrer Robustheit zu leichtsinnig unterwegs, aber niemand würde auf einer Hauptstraße wo Autos mitfahren gerne gegen den Verkehr fahren, auch wenn die Straße breit ist. Wenn der Radweg seperat auf dem Bürgersteig geführt ist fallen da aber meistens wirklich alle Hemmungen, auch zum Leiden der ‚korrekten‘ Radfahrer, bzw. wird an Kreuzung durch falsche Richtung gleich zur Gefahr.

    Die politische Unart erstmal überzogene Forderungen zu stellen um am Ende einen Erfolg zu verbuchen ist hier wohl wiedermal zum Einsatz gekommen, aber ich denke es war einfach eine Aussage für die potentiellen Wähler als irgendwelche konkreten Ziele.

    Mit denen ist auf der Carolabrücke eh nicht zu rechnen, ich bin sehr für gemischte Verkehrsführung, da ist man aufmerksamer, aber ich glaube 1m abschneiden dürfte ziemlich knifflig sein, ist ja nicht sonderlich viel freier Platz auf der Straße.
    Aber so wie auf der St. Petersburger is das schon ganz angenehm, bei Baumaßnahmen wird inzwischen netterweise etwas weiter gedacht als nur Auto, war ja auch ein Argument gegen den Tunnel das den keine Radfahren nutzen können.

    Und klar ist der ‚Unschuldsvorteil‘ nichts wert wenn man im Krankenhaus ist, aber einige Abbiegesituationen sind so verdammt unübersichtlich das man als Radfahrer schnell überfordert ist, rückwärtigen Verkehr im Auge halten etc. Ich bin mal gespannt was sie am Pirnaischen Platz draus machen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.