Gestern erhielt ich eine E-Mail von einem – wie er sagt – ´Nebenbei-Fahrer´ aus dem Bereich MTL. Darin ging es um eine Stellungnahme meinerseits zum Thema Mindestlohn in der ´LVZ´. Das soll aber nicht das Thema sein, sondern er… oder besser gesagt sein Status.
Mögliche Begriffe für diesen sind z.B. der vorgenannte sowie weitere namens ´nebenberuflicher Fahrer´, ´Springer´, ´Wochenendfahrer´, ´studentischer Fahrer´, ´Aushilfsfahrer´ und wer weiß was noch für Bezeichnungen, aber „Der Willi“ ???!!
Ich stand vor Jahren einmal mit dem Vito-Fahrer einer anderen Firma auf der „Platte“ (Vorhalteplatz am Flughafen) und unterhielt mich mit ihm über´s tägliche Geschäft und die Autos. Er war Stammfahrer und hatte in seinem Vito seine eigene Ordnung, was eigentlich überall so ist. Sehr oft sind auch zwei Fahrer auf einem Wagen, die entweder ständig konträre Dienste haben oder eben Wechselschicht fahren. Diese müssen sich dann natürlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen, sofern sie verschiedene Ordnungen bevorzugen. Bei mir z.B. sieht das relativ einfach aus: Wir lassen im Prinzip keine privaten Dinge im Taxi außer wir vergessen mal was. 😉
Wenn ich meinen Dienst beginne, weiß ich ganz genau, was ich zusätzlich zu normalen Handgriffen zu tun habe:
1. Fahrersitz ganz runter und ganz nach vorn (Sitzriese 🙂 )
2.Funkgerät Displaybeleuchtung dauerhaft „EIN“ (Tagdienst)
3. Rechten Außenspiegel nach rechts außen stellen (Nutzungsgewohnheiten)
Aus dieser Ordnung heraus beginnt praktisch jede Schicht gleich und das ist gut so.
Anders sieht es dann aber aus, wenn an freien Tagen der Stammfahrer ein Springer fährt. Er fährt vielleicht nur einen Tag pro Woche und das immer auf einem anderen Auto. Er kann nicht jedesmal die Vorlieben der Stammfahrer erfragen, denn schließlich sind sie ja nicht miteinander verheiratet. Die Folge ist, daß mancher Stammfahrer bei seiner nächsten Schicht herummault, weil seine Schicht eben mal nicht ganz genauso begann wie immer.
Und jetzt kommt „Der Willi“ ins Spiel!
Bei meinem damaligen Gespräch klagte der Kollege: „Der Willi hat dieses gemacht und jenes gemacht und anderes hat er nicht gemacht…“ Man muß sich den Inhalt der Klagen ungefähr so vorstellen wie bei der Serie „Frauentausch“. Dort werden sinngemäß auch so ungemein wichtige Themen gewälzt: „Ich wische meinen Flur immer von links nach rechts und es ist unglaublich, daß diese Schlampe ihn ständig andersherum wischt! Ich werde ihr das Neuverlegen der Fliesen in Rechnung stellen!“
Dieser andere Mensch also, der alles anders macht als man selbst, ist „Der Willi“!
Das mit dem Willi habe ich damals allerdings nicht geschnallt und ihm geantwortet, daß ich dazu nichts sagen könne, weil ich ja Willi nicht kenne, über den er sich beschwert. Erst später wurde mir klar, daß das eine Art Herabwürdigung aller Einsatzfahrer sein soll.
Diese nun finde ich völlig deplaziert! Mag der Springer sein, wie er will, aber ein grundsätzliches Mißtrauen hat er nicht verdient. Dabei liegt doch die Zufriedenheitslösung so nahe:
Verbiete doch einfach deinem Chef den Einsatz von Springern!