In Anbetracht meiner urlaubsbedingten Themenflaute bin ich heute mehr als dankbar für die Steilvorlage der ´Sächsischen Zeitung´ zum Thema „Kiezdeutsch“. Man kann es natürlich auch so wie die Artikelüberschrift nennen.
Als Verfechter einer deutschen Sprache, die diesen Namen auch verdient, kann ich an diesem Artikel natürlich nicht kommentarlos vorbei- und zur Tagesordnung übergehen. Also nichts wie vorwärts zur Analyse:
Der erste Absatz über das „spielerische“ Wiederholen eines Wortes mit vorgestelltem „M“ erinnert mich doch stark an die „Löffelsprache“ aus meiner Kindheit. Dort gab es den Beispielsatz: „Duluwu biliwist dolowoof!“ Den eigentlichen Satz dürfte wohl jeder erkennen, der nicht wirklich ´dolowoof´ ist. 😉
Wenn dann im Zusammenhang mit dieser im Artikel genannten Kreation von „innovativ“ gesprochen wird, dann frage ich mich schon, ob man das Fahhrrad alle 50 Jahre neu erfinden muß und dafür noch Applaus verlangt! Die „Löffelsprache“ pflegte man schließlich in den Jahren um 1965. Der Unterschied war nur, daß wir Kinder aus uns selbst kreativ waren, weil es damals hierzulande keinerlei Migranten gab. – Warum eigentlich nicht! Schließlich hatten wir in unserem abgeschotteten und militärisch gesicherten Land die allerbesten Bedingungen für Asylsuchende. Allerdings hatten wir eben keine Währung, die auf dem Weltmarkt hätte bestehen können oder die im Herkunftsland des Asylsuchenden irgendetwas wert gewesen wäre. Ob das wohl irgendeinen Einfluß hatte… ?
Zum weiteren Verlauf des Artikels möchte ich anmerken, daß es tatsächlich Verwerfungen der deutschen Sprache gab und gibt, die vornehmlich aus jugendlichem Munde stammen, sich im Laufe der Jahre dann aber auswachsen. Ärgerlich ist dann nur, wenn Sprachwissenschaftler dies als ganz normale Fortentwicklung der deutschen Sprache bezeichnen, die ja schon seit Jahrhunderten stattfindet. Die Erfahrung zeigt zum Glück, daß die meisten zu einer ordentlichen Ausdrucksweise zurückfinden, spätestens dann, wenn sie eine sogenannte ´höhere gesellschaftliche Stellung´ einnehmen.
Eine besonders lustige Stelle in diesem Beitrag fand ich kurz vor dem letzten Absatz: „Heike Wiese geht davon aus, daß der Einfluß des Türkischen auf das Deutsche weit weniger stark ist als umgekehrt. Wissenschaftler beobachteten seit einer Weile, daß sich in Deutschland das Türkische stark verändert – es übernehme deutsche Ausdrücke und auch Konstruktionen aus der deutschen Grammatik, berichtet sie.“
Da kann ich nur ausrufen: „Ja wat´n Wunder, wo es doch auch Deutsche gibt, die jahrelang im Ausland leben und dann beim Deutschsprechen überlegen müssen. Man stelle sich aber mal vor, der Einfluß der deutschen Sprache würde in der Türkei selbst gravierende Ausmaße annehmen! Die Folge wäre wahrscheinlich ein Zwist ungeahnten Ausmaßes. Erdogans „Gusche“ würde bestimmt rattern wie ein Maschinengewehr.
Im weiteren Text wird dann gesagt: “ …daß Sätze wie: ´Gehst du Bus oder bist du mit Auto?´ in Zukunft zur ganz normalen Hauptstadtsprache gehören werden.“
Dieser Meinung bin ich ganz und gar nicht und selbst wenn:
Was bin ich doch froh, daß ich dort nicht wohnen muß!