Oh Gott – Brückentag!

Brückentage sind immer: „Very special“, ganz besonders nach Himmelfahrt. Um mich nicht lange auf die Folter zu spannen, schlug das Schicksal schon bei der ersten Fahrt zu. Ich sollte einen Herrn ins Krankenhaus fahren. Während ich auf ihn wartete, bemerkte ich eine Bauchtasche, die am Außenknauf seiner Haustür hing. Ich habe sie ignoriert, denn was gehen mich fremde Taschen an. Wenig später begann jedoch im Innern der Tasche ein Telefon zu klingeln. Nach einiger Zeit habe ich mich dann entschlossen, Gutmensch zu sein und ranzugehen. Es war ein Kumpel des Besitzers, der natürlich sehr erstaunt war, daß ein Fremder ranging. Er wollte nur fragen, wie es ihm(dem Besitzer) geht. Gab es da vielleicht einen triftigen Grund für dieses Ansinnen, denn schließlich war ja Himmelfahrt? 😉 Der Kumpel meinte, ich solle ihm die Tasche doch mal schnell vorbeibringen, daß er sie dem Eigentümer wiedergeben kann – Spaßvogel! Auf meine Anfrage, wo dieser denn wohnt, weil ich ihm die Tasche ja gleich bringen könne, erhielt ich eine abschlägige Antwort! Er wußte es nicht. Soviel zum Thema Kumpel! Ich erdreistete mich also, die in der Tasche befindliche Brieftasche zu durchsuchen und fand tatsächlich den Ausweis. Wohnadresse war gleich um die Ecke. Nach Hinfahren und Klingeln allerdings Fehlanzeige. Also Anruf bei der Polizei, daß Tasche bei mir, falls Vermißtenanzeige. Doch – oh Wunder – mitten in mein Gespräch hinein klingelte das fremde Handy erneut. Der Diensthabende erklärte daraufhin, wenn ich mit dem Eigentümer eine Übergaberegelung fände, bräuchte es seine Dienststelle nicht.
Am Telefon sagte schließlich eine Kinderstimme: „Papiii?“. Ich sagte: „Nein, mein Mäusel, ich bin nicht der Papi, aber der hat wahrscheinlich seine Tasche verloren und deshalb habe ich sein Handy“. Nach einigen sehr niedlichen Nachfragen ging dann die Mutter ran. Mit ihr habe ich schließlich die Übergabe besprochen und die Sache war eigentlich gegessen. Nicht lange danach rief allerdings der Besitzer selbst an. Natürlich sollte ich ihm auf der Stelle und sofort die Tasche bringen, einfach so. Ich hab´ ihm dann erst einmal erklärt, daß ich auf der Straße bin, um Geld zu verdienen und daß wir nicht bei „Wünsch Dir Was“ sind. Nach der Ansage der Kosten und dem Hinweis, daß seine Brieftasche zwar die Papiere samt EC-Karte, aber kein Geld enthalte, brach plötzlich die Verbindung ab. Im Verlaufe des Tages klingelte das Handy dann noch 2 oder 3mal, aber ich hatte die Tasche in der Beifahrersitzbank deponiert und hätte deshalb meinen Fahrgast hochscheuchen müssen. Außerdem habe ich anderes zu tun, als mich um diese Sch…tasche zu kümmern.
Als ich dann am Abend nach Hause fuhr, kam ich – wie ich der Frau versprochen hatte – am Haus vorbei und konnte die Tasche auch loswerden. Die Frau sagte, er habe 250,- € in der Brieftasche gehabt. Mag sein, aber nun sind sie weg! Ob sie nun geklaut oder „verkloppt“ wurden: Auf jeden Fall war es eine bescheuerte Idee, 250,- € auf eine Sauftour mitzunehmen.

Was es allerdings mit der Handvoll Tampons in der Tasche auf sich hatte, wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben!

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Über Bernd

Baujahr 1955, männlich, nicht mehr zu haben, Mechatroniker, Elektriker, Technikinformatiker und - natürlich - Taxifahrer
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