Ich bin ein Blaublüter, ist das nicht wunderbar?! Nun ja, ich bin nicht gerade adlig und es ist auch kein permanenter Zustand. Das kam eigentlich ganz plötzlich beim Lesen des nachfolgenden Artikels in der `Sächsischen Zeitung` vom 15.11.12.
Ganz plötzlich schwollen meine Halsschlagadern an und wurden blau, was ein untrügliches Zeichen für Blutstau ist.
Es geht hier im Grunde genommen um die Firma ´Blacklane´, welche keine eigenen Fahrzeuge besitzt, sondern vorhandene von etablierten Firmen vermittelt. Sie ist also faktisch kein Transportunternehmen, sondern eher ein Krämer. Der kauft Ware oder Leistung auf und verkauft sie – ganz gewiß teurer – an die Endkunden weiter. Was daran so innovativ ist, daß es von der ´Wirtschaftswoche´ ausgezeichnet werden müßte, wird wohl das Geheimnis dieser Zeitung bleiben.
Was im Artikel als erstes ins Auge fällt, sind die Preisdifferenzen. In einer Zeit also, wo der Normalbürger sich kaum noch ein Taxi leisten kann, verkauft man Transportleistung zum 1,5-2fachen Preis! Somit ist dies ein weiterer Beweis, daß die Schere zwischen arm und reich immer weiter und weiter auseinanderdriftet.
Pflücken wir doch die Werbeaussagen etwas auseinander: „Im Festpreis sind Trinkgeld, Wartezeit, Bestell- und Kreditkartengebühren enthalten.“ Beim Taxi sind letztgenannte Gebühren ebenfalls enthalten, Wartezeiten schlagen im schlimmsten Falle (zum FH) mit 2 € zu Buche und Trinkgeld brauchen sie nicht einmal geben, wenn ihnen die Dienstleistung nicht zugesagt hat. Wir sehen also hier bei Taxi den Vorteil von mindestens 6 €für die gleiche Leistung. Nebenbeibemerkt ist auch der darüberstehende Bildtext sehr bezeichnend: „Für den nicht gerade billigen Tarif ist der freundliche Türöffner inclusive.“ Tja, liebe Leute, auch bei uns ist dieser kleine Service inclusive. Was aber hören wir ständig: „Ach, das wäre doch nicht nötig!“, „Bleiben sie ruhig sitzen, das geht schon“ und dergleichen mehr. Hat man Angst, daß man extra bezahlen müßte – und damit vielleicht sogar an die Preise der „Nobel“anbieter herankäme?
Nun kommt´s noch dicker! Man hat nämlich neben Getränken auch noch einen Internet-PC an Bord: Getränke sind natürlich auf einer Fahrt vom Flughafen ins Zentrum innerhalb von 15 bis 20 Minuten absolut unerläßlich, denn die Fahrgäste könnten ja dehydriert werden. Außerdem ist der Internet-PC genau das richtige für arme Handlungsreisende, die sich noch nicht mal einen Laptop leisten können. Da kann ich selbst natürlich nicht mithalten, denn ich biete meinen mit Laptop reisenden Fahrgästen nur einen simplen Hotspot an. (Wird zwar übrigens selten genommen, aber wenn, dann gern.)
Weiterhin wird im Artikel die Firma „MyTaxi“ erwähnt. Meines Erachtens ist „MyTaxi“ nur eine App der Firma „Intelligent Apps“ und keine eigenständige Firma. Wenn man nun aber diese App nutzt, dann trifft man – IGITT – doch nur wieder auf ganz gewöhnliche Taxifahrer!
Noch ein Wort zu Chauffeurdiensten im Allgemeinen: Diese Firmen haben den Vorteil, daß sie keine Beförderungspflicht haben. Sie können sich somit die Rosinen aus dem Kuchen picken. Aufgrund der geringen Anzahl verfügbarer Fahrzeuge steigen also die Chancen des Kunden auf eine zeitnahe Beförderung proportional zur Fahrstrecke. Wenn sie also aus einem Hotel im Zentrum Dresdens zum Hauptbahnhof möchten (ca. 2,5km) werden sie quasi ein Taxi nehmen „müssen“.
Der absolute Hit in diesem Artikel ist aber folgender Satz: „Der Markteintritt von 8×8 brachte auch damals die alteingesessenen Taxiunternehmen auf Trab. Sie verbesserten Service und Freundlichkeit.“ ??? Normalerweise müßte man zu diesem Text sagen: „Dazu fällt mir nichts mehr ein!“ Mir aber schon!
Nämlich folgendes: Wann werden Außenstehende begreifen, daß Chauffeure Menschen sind und keine Roboter, die eben von der jeweiligen Firma gut oder schlecht programmiert worden sind?! Ein schon immer etwas brummiger aufgelegter Kollege wird sich doch wohl nicht wegen der 8×8 zum schnurrenden Kätzchen entwickeln, oder etwa doch? In jeder Firma gibt es solche und solche. Und wenn nun einer denkt, ein Fahrer mit Anzug und Krawatte wäre der feinere Mensch, dem kann ich nur die Weisheit mitgeben:
Ein Schwein im Frack bleibt ein Schwein!